Rathaus Steckborn

 

 

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In eigener Sache:

Das Rathaus in Steckborn ist zu vermieten

Bote 14.Dez.1984

Renovation 1984

Gerade rechtzeitig, so quasi als "Weihnachtsgeschenk" der Bürgergemeinde an die Bevölkerung von Steckborn, ist das Gerüst auf der Südseite des Rathauses entfernt worden. Die Restauration darf wirklich als sehr gut gelungen bezeichnet werden. Dem verantwortlichen Bauführer und allen beteiligten Handwerkern sei der beste Dank ausgesprochen. Aber auch den Nachbarn darf gedankt werden, die die Belästigung durch Staub etc. ohne grosses Murren in Kauf genommen haben. Die Südfassade erstrahlt nun wirklich «in neuem Glanz». Auf der Nordseite und vor allem im Innern warten aber noch weitere grosse Arbeiten, die die finanziellen Mittel der Bürgergemeinde bei weitem übersteigen. Es dürfte die Leser des «Bote vom Untersee» sicher in teressieren, was Bürgermeister Hans Ulrich Hausmann zum Bau des Rathauses im Jahre 1667 schrieb. Dazu einige Vorbemerkungen; Die Schrift lag vermutlich viele Jahre in der Kuppel des Rathausturmes und muss unter eindringendem Regenwasser gelitten haben. Einzelne Wörter sind daher fast oder gar nicht mehr zu entziffern. Insbesondere konnten auch einige Namen der Ratsherren nur anhand von Protokollen aus jener Zeit ausfindig gemacht werden. Steckborn hatte immer 2 Bürgermeister. Einer davon war jeweils für 1 Jahr Amtsbürgermeister und wurde im nächsten Jahr vom anderen Bürgermeister in diesem Amte abgelöst. Der Amtsbürgermeister wurde auch «der regirend Bürgermeister» genannt. Hans Ulrich Hausmann wohnte »im nüwen Haus». Nach Notizen des früheren Bürgerpräsidenten und Bezirksstatthalters Eduard Hanhart handelt es sich dabei um das heutige Haus «zur Geduld», Seestrasse 79, Schreinerei Füllemann. Doch nun zur Schrift von Bürgermeister Hans Ulrich Hausmann: In dem Namen Godtes des Vadters, Sohns und heiligen Geistes, des wahren Einigen und Ewigen Godts, unseres Schöpfers, Erlösers und Regirers, habendt die frommen, Ehrenvesten, für geachten und weisen, Ihmen Bürger-meister und Rat mit Beradtschlagung gemeiner Bürger- schaft alhir dises Rathaus von nüwen gebauwen, auf etwaas wenigen Stockmauren, so noch von dem alten, das etlich hundert Jahr alt gewesen so gar uncomlich, schlecht und sehr bauwfelig, vil malen geflickt, sonderlich 1568 etwaas renovirt gewesen. Dises nüwe Rathaus ist angefangen worden zuo bau wen dises 1667 Jahrs, den 6 Apprvl habe ich Hans Ulrich Hausman in nüwen Haus als Bür- germeister und Oberbauwmeister under dises Hau- ses Schwel und Ingang den ersten Stein (?) gelegt und mit dissem Signa V H zeichnet, den 10 diss Monats als die Porte ausgemacht, bin ich der Erste dardurch gegangen, den 3. 4. 5. 6 und 8 Juni hat disen Bauw (Godtlob) ohne Jedermann Unfal Al. Verlezung, der Werckmeister Samuel Schwederli Burger alhir auff gerichtet, und ich die Helm- stang. worauf diser kupfern und gut vergülte Helm und Knopf stehet Selbsten hinauff getragen. Es wole der gne- dige Godt disen Bauw und gemeine Stat in seinen heiligen Gnaden-Schirm nemmen, und vor Krieg Feur und Wasser- not erhalten biss an den bald kommenden Jüngsten Tag; meine Herren, die ... vor .... nachgeserze Einen Ehr- sammen rat, als diss malen regirend Bürgermeister Hans Daniel Hausman; mein geringe persohn; Herr Secklmeister und Keller Herr Hans Jacob Labhart als dises Bauws Zalmeister; Cristopf Hanhart Secklmeister; Jacob Baldi Ratsschreiber; Hrn. Hans Schieg. Moriz Hoffman, Melchior Hanhart, Casper Labhart, Moriz Hausman, Melchior Fülleman und Marti Fülleman. Wolle der gnedige Godt dises nüwe Rathaus der gestalt brauchen lassen, das es gereiche zuo der Ehr Godtes, dem gemeinen Nuezen, und unserer Selligkeit Amen. Actum den 28 Junj des obgemelten Jahrs als diser Tum bedekt, dise Schrift hir verwart und Ingelegt durch Hans Ulrich Hausman Im nüwen Haus. Mani propria. Es solte bej disem Anlas der Nach-Welt auch etwas von jeziger Zeit Läuften, und Welt Wesen angezeigt, und hinderlassen werden. So ist es leider der gestalten be schaffen, dass besser ist zuo schweigen, als vil zuo sagen. In allen Stenden ist mangel, hoehe Landts Oberen sehen einand über die Axel an, wie war dan desswegen in wenig Jahr hero schwehren Inlendischen Krieg mit unsem Augen gesehen. Vil Underthanen wellen nit mehr gehorsamen. Da wir aber mallen mit unsem Augen grosse Entpörungen gesehen. Und selbstcn solche zuo stillen zuo Feldt ziehen müssen. Die für gesezte Landtsoborkeiten sindt je lenger je Scherffer, beschneiden unsere Recht und alte Frey heiten lenger je genächer (?). Die Under Thanen sindt lenger je Godtloser, verlümdeter und erger. Es neiget sich alles zum Ende, wenig Fromme sehen solches mit Trehnen u. Godt erhalte und vermehre unsere frommen und gerech ten lieben Herren und Oberen. Er verleiche den regenten und Vorgesezten ohnpartysohe Ohren. Zungen und Herzen, und gebe den Burgern und Under Thanen grtnlwe und gehorsame ein falte Geister, so wurden wir Endtlich alle das ewige Erbe erleben, Amen. Im Uberigen wie böss und ungut und ohndanckbar die Welt, so ist doch der langmütige Godt, bis dato so gneedig, das war über 30 Jahr heror dor orten kein pestilenzische Sucht gespürt, lange Jahr in grösser wolfeille gelebet bej so grösser volkhreicher Welt da es in diser Bürgerschaft der mallen über 1500 Sellen u. auch das gefehrlichste Weter, geht es hat disen Brachmonat Reifen und groser Schnee, die Buben baden im See, auch rote und verblüeter Wein (?). Ist mer als in 100 Jahr mt gesein. So vil bej disem Anlass, du oder du. über kurz oder lang dise Schrift findest, verachte sie nit, so es bakfr geschieht oder so es über lang geschehe, lege es umb Ehren wällen und verwahrt an sein Ort und so dir beliebt, das deinige darzu, würt schon die Welt lenger je geschekter, so würt sie doch auch lenger je erger und lebe wol Godtbevollen. Hans Ulrich Hausman im nüwen Haus 1667 Hausmann fügt noch einige Preise für Lebensmittel an. Sie sind jedoch so unleserlich, dass ich vermeiden möchte, etwas ganz Falsches zu schreiben.  K. Gräflein